|
Kirmes!
|
Das Wort hatte für unsere Vorfahren natürlich einen anderen Klang als
für uns. Kirmes im Dorf in unserem schönen Neuwerk man kannte nichts
Schöneres im Kreislauf des Jahres.
Der Grund liegt nahe: Es war eben nur einmal Kirmes aber dann war` s
auch richtig Kirmes! An den drei Tagen gab es „Weck mit Rosinen drin“
.Man kann sich die Bedeutung dieses Vorzugs annährend vorstellen, wenn
man bedenkt, dass sonst an Wochentagen tagaus tagein nur selbst
gebackenes Schwarzbrot, an Sonn- und Festtagen ausnahmsweise „Bruet on
Weck obeen“ auf den Tisch kam. Nur auf Kirmes scherte man sich um die
Sparsamkeit. Schinken und Rindfleisch wurden in Menge ausgetragen.
Die Neuwerker Herbstkirmes erhielt ihren besonderen Charakter dadurch,
dass sie in die Zeit der Obstreife fiel. Überall wurden Obsttorten
gebacken. Das Obst wurde in Töpfen „Puspas“ bereitet; das ist Kompott
aus süßen Äpfeln und Pflaumen, der mindestens eine Nacht im Backofen
gestanden haben muss. Ihn pflegten Fremde, die zur Neuwerker
„Puspaskirmes“(Spätkirmes) gekommen waren, besonders zu loben
.Einst hatte sich ein Neuwerker ein ganz außerordentliches
Kirmesvergnügen geleistet; das gab einer boshaften Zunge Stoff zu
folgendem Reime:
„ Wenn öt Kirmes öß, dann schlachte wer dö Zick,
dann danz die Bell, dann steht die Mimm on sick“.
Ein glänzvolles äußeres erhielt die Frühkirmes von jeher durch die
Veranstaltung der Bruderschaften .In früheren Zeiten zogen sie am
Kirmesmorgen nach der Frühmesse hinaus um den Gelagsvogel zu schießen.
Jeder schoss mit seiner eigenen Flinte nach belieben, bis der
Pulvervorrat alle war oder der Vogel an der Erde lag. Der glückliche
Schütze war berechtigt während des ganzen Tages an der Königtafel frei
zu essen und zu trinken. Nachmittags war Tanzvergnügen, nicht nachts.
Auch hier ging es sehr festlich her, hatten die Junggesellen doch schon
Wochenlang gespart, um möglichst viel „Kirmesgeld“ zu besitzen. Zudem
war nur zweimal im Jahre Tanz und Vergnügen, Kirmes und Fastnacht. Es
scheint uns fast unglaublich dass damals vor ca. 160 Jahren mit dem
Schlage der Abendglocke Schluss gemacht wurde, wer länger blieb wurde
mit schiefen Blicken nicht gerade gewürdigt.
Den Ursprung des Vogelschusses finden wir wohl in der Vorzeit und
stellt ein heidnisches Operritual dar. Der Schießbrauch setzte sich
dann als Volksgut im Rahmen der Freizeit und Geselligkeit, wie auch zur
Übung, bis in unsere Zeit fort.
Der Kirmes fast gleichgehalten wurde frühre das St. Barbara- fest
gefeiert. Am 4. Dezember eilte jung und alt zum Festgottesdienst. Auf
dem Marktplatz sah man Verkaufsstände mit Pferdegeschirr,
Kleidungsstücken, Haushaltsgegenständen und Backwerk.
Neuwerker Kirmes ist auch deshalb für die Schützen und Besucher etwas
besonderes, besitzen wir doch gemeinsam mit der Bettrather Bruderschaft
als einzige das Privileg, das uns der Erzbischof von Köln in der ersten
Hälfte des 19. Jahrhunderts zukommen ließ, anlässlich des Prunk, im
Altarraum, in besonderer Weise zu paradieren (kompletter Uniform und
Waffen).Aus Dankbarkeit für die Verweigerung der Bruderschaften gegen
die Franzosen, die versuchten den christlichen Glauben in unserer
Region zu bekämpfen.
Quelle : Mackes
nach oben
|
|
|